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Butterick – der Schnittmusterpionier

Der 1826 im US-Bundesstaat Massachusetts geborene Schneider und Modeunternehmer Ebenezer Butterick gilt als der Erfinder des Seidenpapier-Schnittmusters in Grössensätzen, wie wir es heute kennen. Innert weniger Jahre baute er zusammen mit seiner Frau Augusta ein wahres Schnittmusterimperium auf und revolutionierte das Nähen zu Hause.


Die Idee, Schnittmuster in Grössensätzen herauszugeben, wurde gemäss der Legende von Mrs. Buttericks Ärger über die zeitgenössischen Schnittmuster, die immer nur in einer Grösse angeboten wurden, inspiriert – meist in einer völlig willkürlichen, zufälligen Grösse. Wenn diese nicht den Körpermassen entsprach, musste das Muster manuell angepasst werden. Ein aufwendiger Prozess, der auch einiges an Know-how erforderte. Die Idee der Familie Butterick bestand nun darin, jedes Muster als Standardgrößensatz herzustellen und anzubieten und so die Vorbereitungsarbeiten für das Nähen massiv zu vereinfachen. Als Massschneider wusste Mr. Butterick natürlich genau, worauf es bei der Anpassung eines Schnittes an andere Körpermasse ankam. Er begann mit der Arbeit an den Vorlagen und suchte nach einem geeigneten Material für die Vervielfältigung. Der Wahl fiel schliesslich auf das damals neuartige, dünne Seidenpapier. Dieses hatte den Vorteil, dass es dünn genug war, um mehrere Dutzend Schichten gleichzeitig schneiden zu können, einfach gefaltet und aufgrund des geringen Gewichts im ganzen Land zu günstigen Tarifen per Post verschickt werden konnte.

1863 wurde mit der Produktion und dem Verkauf von Schnittmustern begonnen. Unter Mithilfe der ganzen Familie wurden die ersten Muster aus unbedrucktem Seidenpapier geschnitten, gefaltet, mit einem Bild bestückt, und vom Einfamilienhaus der Familie in Sterling, Massachusetts aus, vertrieben. Bald kamen auch kurze Nähanweisungen hinzu. Die Muster der Buttericks für den Heim-Näh-Markt fanden rasch Anklang. Mit den Schnittmustern wurden aktuelle Moden und Stile erstmals auch für die schnell wachsende untere Mittelschicht verfügbar, die es sich nicht leisten konnten, jede Saison massgesschneiderte Kleidung im aktuellen Stil machen zu lassen, aber dennoch modisch gekleidet sein wollte. Denn Konfektion gab es damals noch nicht.


Die Buttericks-Muster verkauften sich so gut, dass die Produktion bereits nach einem Jahr in die eigene Fabrik an der 192 Broadway Street in Manhattan, New York City verlagert wurde. Die Buttericks produzierten zunächst nur Schnittmuster für Jungen und Herren, erst 1866 wurde das Angebot auf Damenbekleidung ausgeweitet. Schließlich wurden Damenmuster in 13 Größen für Kleider, Mäntel und Blusen und in fünf Größen für Jupes angeboten.


Ab 1867 gab Butterick die Zeitschrift «Ladies Quarterly of Broadway Fashions» heraus, um für seine Muster zu werben. 1868 folgte das monatlich erscheinende Magazin «Metropolitan» und im Jahr 1873 wurde das Magazin «The Delineator» lanciert – das um die Jahrhundertwende zum grössten Damenmode-Magazin in den USA wurde. Das Heft widmete sich Themen rund um Mode und Stoffe und enthielt Ratschläge für Hobbyschneiderinnen, Fotos und Zeichnungen von Stickereien und Handarbeiten, Artikel zur Wohnkultur sowie Kurzgeschichten. Der primäre Zweck des Magazin war jedoch, ein geeignetes Forum für die Vermarktung der Butterick-Muster per Versandhandel zu schaffen.


Schon 1876, also nur 13 Jahre nach der Gründung, war E. Butterick & Co. ein internationales Unternehmen mit 100 Niederlassungen und 1’000 Verkaufsstellen in den USA und Kanada und verkaufte seine Schnittmuster auch in Paris, London, Wien und Berlin.


1903 wurde das Butterick-Building an der Ecke Spring Street und MacDougal Street in Manhattan gebaut. Das imposante Gebäude im typischen Stil des unteren Manhattan steht heute noch, ist 16 Stockwerke hoch und hat zwei weitere Stockwerke unter der Erde. Teile des Gebäudeinnern wurden von Louis Tiffany entworfen. Noch im Baujahr starb Ebenezer Butterick im Alter von 76 Jahren in Brooklyn, New York.

Noch heute vertreibt Butterick eine der grössten und umfassendsten Schnittmusterkollektionen weltweit und ist bekannt für die hohe Schnittqualität. Die Kollektion umfassst neben Damenmode auch Schnitte für Herren, Kindermode, den Karneval, historische Kostüme sowie einen Bereich «Heim und Hobby», wo sich zum Beispiel Schnitte für Puppenkleider finden. Seit September 2020 hat STOFFREPUBLIK die Kollektion im Sortiment.